Hubert Almberger – Friseur & Bürgermeister

Seit Juni 2019 sind Sie Bürgermeister der Marktgemeinde St. Johann i. T. Wie haben Sie Ihr erstes Jahr im neuen Amt erlebt?

Es war sehr aufregend. Das Bürgermeisteramt zu übernehmen, war eigentlich nicht Teil meiner Karriereplanung. Ich habe mich im Amt des Vizebürgermeisters sehr wohl gefühlt und habe den Bürgermeisterposten nur übernommen, da mein Vorgänger aus beruflichen und persönlichen Gründen zurückgetreten ist. St. Johann i. T. ist die neuntgrößte Gemeinde Tirols. Bürgermeister dieser Marktgemeinde zu sein, ist wirklich ein Full-Time-Job. Ich musste mein berufliches und privates Leben komplett umstellen. Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, das Amt zu übernehmen, wusste ich, dass ich das mit 100-prozentigem Einsatz machen muss. Ich habe die Entscheidung nicht bereut.

Wie haben Ihre Kundinnen und Kunden reagiert, als Ihnen zum ersten Mal der Herr Bürgermeister die Haare geschnitten hat?

Diese Veränderung war am Anfang schon sehr aufregend, für meine Kundinnen und Kunden, aber vor allem auch für meine Mitarbeiter. Meine Kunden wussten alle von meinem politischen Engagement über die letzten Jahre und es kam dann nicht ganz überraschend, dass ich Bürgermeister wurde. Vor der Übernahme war ich 40 bis 50 Stunden im Geschäft, was sich danach schlagartig verändert hat. Ich muss einen großen Dank an unsere Kunden aussprechen, die sehr viel Verständnis für meine Entscheidung aufgebracht haben und unserem Salon treu geblieben sind, obwohl ich nicht mehr alle von ihnen persönlich bedienen kann. Wenn ich im Geschäft bin, macht es für die Kunden, glaube ich, keinen Unterschied, ob ihnen der Herr Bürgermeister oder der Hubert Almberger die Haare schneidet. Ich bin immer schon ein sehr offener Typ gewesen und auch als Bürgermeister am Boden geblieben.

Warum haben Sie sich neben ihrem Beruf als Friseur entschieden, politisch in Ihrer Heimatgemeinde aktiv zu werden?

Ich war als St. Johanner Unternehmer von der Gründung meines Geschäfts an sehr engagiert in der örtlichen Kaufmannschaft und dem Wirtschaftsbund. Dort habe ich gesehen, dass es mehr Zusammenhalt unter den Wirtschaftstreibenden und einen Plan für die Weiterentwicklung des Ortes geben muss. Das war für mich sehr wichtig. Diese Leidenschaft und das Engagement dafür, etwas Positives für den Ort zu leisten, haben dann dazu geführt, dass sich eine Eigendynamik entwickelt hat, die mich in immer mehr Positionen und Ämter getragen hat.

Gibt es Fähigkeiten, die Sie sich im Laufe ihrer Karriere als Friseur erarbeiten haben, die Ihnen jetzt in Ihrem Amt als Bürgermeister zugutekommen?

Im Grunde ist Bürgermeister zu sein, nichts anderes, als ein Dienstleister für die St. Johanner Bürger zu sein. So habe ich mich immer auch als Politiker gesehen. Ich glaube, dass man sich in dieser Rolle als Friseur, der immer das Beste für seine Kunden will, sehr leicht tut. Das gleiche gilt für die Teammitglieder im Salon und in der Gemeinde. Als Friseur und Unternehmer begeistert man sein Team dazu, gemeinsam das Beste für den Kunden zu leisten. Das muss man auch als Bürgermeister im Sinne der Bevölkerung tun.

Wie bekommen Sie die Doppelbelastung, Unternehmer und Bürgermeister einer großen Tiroler Gemeinde zu sein, unter einen Hut?

Diese Belastung habe ich am Anfang etwas unterschätzt. Ich habe aber ein ganz tolles Team aus langjährigen und treuen Mitarbeitern. Ohne sie wäre es mir nicht möglich gewesen, das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Ich betreibe einen großen Salon mit zwölf Mitarbeitern. Es ist meinem Team zu verdanken, dass ich mich voll auf meine Aufgaben als Bürgermeister konzentrieren kann. Ich habe gleich am Anfang einen meiner Mitarbeiter als Geschäftsführer eingesetzt und dazu habe ich das große Glück, dass meine Lebensgefährtin auch im Salon arbeitet. Unser Geschäftsführer Patrick und meine Lebensgefährtin kümmern sich gemeinsam um organisatorische Angelegenheiten und führen den Betrieb, wenn ich mich um die Angelegenheiten der Gemeinde kümmere. Aber auch alle anderen Mitglieder meines Teams stehen zu 100 Prozent hinter mir und für das bin ich unheimlich dankbar und darauf bin ich auch sehr stolz. Man braucht in jeder Führungsposition heutzutage ein starkes Team hinter sich.

Zur Person:

Hubert Almberger ist Friseur in zweiter Generation und hatte schon als Jugendlicher den Traum den Familien-Betrieb in Kirchdorf zu übernehmen. Nach seiner Lehre in Hall i .T. zog es Almberger für fünf Jahre nach Salzburg, wo er bei Fred Sturmayr arbeitete und als Salonleiter tätig war. Ende der Achtziger ging er zurück nach Kirchdorf, um dort den Salon seiner Mutter zu übernehmen. Im Jahr 1991 entschied er sich dazu, nach St. Johann i. T. zu übersiedeln und sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Seit der Gründung ist er auch politisch in der Gemeinde aktiv, zuerst in der Kaufmannschaft und dem Wirtschaftsbund, dann einige Zeit lang in der Interessenvertretung und seit 2010 im Gemeinderat. 2016 wurde er zum Vizebürgermeister bestellt. 2019 übernahm er das Bürgermeisteramt.